Gedenken am Kriegerdenkmal zu Hussinetz/Gesiniec in Schlesien am 16. November 2014 Der Initiator, Herr Dietrich Smolla,
Uelzen/Niedersachsen, und der Sprecher, Herr Dr. Hans-Dieter Langer, Niederwiesa/Sachsen, legten um 10.00 Uhr zwei Kränze
nieder. Eigentlich war dies ihr individuelles Anliegen, was ja auch die
Trauerschleifen-Widmungen zum Ausdruck bringen. Doch als man in Schlesien davon
erfuhr, meldeten sich sehr zur Freude der beiden in Strehlen bzw.
Hussinetz/Friedrichstein Geborenen auch polnische Teilnehmer an. So wurde es
mit Frau Hana Michalska,
Ortsvorsteherin von Eichwald/Dembniki, Herrn Artur Pirek, Sekretär der Gemeinde Strehlen/Strzelin,
stellvertretend zudem für Frau Dorota Pawnuk, Bürgermeisterin der Gemeinde, Herrn Jan Deniszczyk, Ortsvorsteher von Hussinetz/Gesiniec und Herrn Jan Kijowski,
Bürger von Strehlen-Altstadt/Strzelin-Starówka, eine
internationale Veranstaltung mit fast offiziellem Anstrich. Die zwei von den
Polen beigestellten Grablichter sollen jedoch ausdrücklich ihre private
Mitwirkung symbolisieren. Eigentlich wollte Frau Dorota
Pawnuk ebenfalls persönlich dabei sein, doch war sie
aufgrund der an diesem Tag stattfindenden Kommunalwahl kurzfristig verhindert
und entschuldigte sich. „Liebe Anwesende“, meldete sich Herr Dr. Langer
zu Wort, „vor 100 Jahren begann der 1. Weltkrieg, und wir haben uns an
diesem Ort zusammen gefunden, wo an die fast 100 Menschen erinnert wird, die
damals ihr Leben lassen mussten. Herr Dietrich Smolla
und ich, Hans-Dieter Langer, stehen stellvertretend für über 40 genannte
Familien, die davon unmittelbar betroffen waren, hier ihre Heimat hatten und
heute in Europa und in aller Welt leben.
In Deutschland begeht man in diesen Tagen zudem den Volkstrauertag. So
trauern Herr Smolla um seine Großväter und ich auch
um meinen Bruder, der voriges Jahr verstorben ist, ohne noch einmal sein geliebtes
Hussinetz besuchen zu können. Sie, liebe polnische Mitbürger, haben zwar in der
Folge des Ersten Weltkrieges ihre nationale Identität wieder gefunden und nach
dem Zweiten Weltkrieg das regionale Erbe angetreten, doch haben Ihre Familien
ebenfalls schrecklich gelitten. Lassen Sie uns gemeinsam und in aller Stille
eine Minute gedenken.“ Das
Vaterunser, gesprochen in deutscher Sprache von Herrn Smolla,
beendete die kurze aber in vieler Hinsicht symbolträchtige Andacht.
Anschließend führte Herr Dr. Langer die Gruppe noch ein paar Schritte auf die
historische Kauba-Reihe, heute Akacjowa,
und erläuterte das angedachte Denkmalprojekt
Kulturpark Hussinetz. Hier in der geografischen Mitte des Dorfes haben sich
nämlich charakteristische Strukturen der vom Granit geprägten Natur und Gebäude
mit gründerzeitlich typischen Funktionen erhalten: Die Stellmacherei (Tscherny), der Kleinbauernhof (Matitschka),
das Bauerngut (Wittwar) und das Steinarbeiterhaus
(Fleger/Langer) aus dem 19. Jahrhundert sowie das Siedlungshaus (Jirmann) aus den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Wie in
einem Amphitheater gruppieren sich die Natur- und Kulturobjekte, und die Idee
ist, hier gegenüber ein kelchförmiges Granit-Denkmal mit den Namen Husinec-Hussinetz-Friedrichstein-Gesiniec zu errichten.
Eine Texttafel würde zudem an die Historie der europäischen Kulturinsel
Hussinetz/Strehlen (Gesiniec/Strzelin)
in tschechischer, deutscher und polnischer Sprache erinnern. Der kleine
landschaftliche Bereich müsste unter Flächendenkmalschutz gestellt werden, und
man könnte - in Übereinstimmung mit den Eigentümern - an eine schrittweise
Sanierung mit europäischen Fördermitteln denken. Sicher oder hoffentlich würden
insbesondere auch Heimatvertriebene und ihre Nachkommen das Projekt
unterstützen.
Dass
solche Maßnahmen in Strzelin/Gesiniec
möglich sind, beweisen der Wiederaufbau des Strehlener Rathausturmes vor
einigen Jahren und nun auch die Sanierung des Saales der ehemaligen Hussinetzer Winkler-Gaststätte (zuletzt Podhaisky).
Der Ortsvorsteher von Gesiniec, Herr Jan Deniszczyk, konnte stolz zum Abschluss sein prächtig wieder
erstandenes Kulturdenkmal präsentieren. Man kann hier künftig nicht nur wieder
das Tanzbein schwingen können - dafür sorgt übrigens ein Spezialfliesenbelag
des Fußbodens (früher Holzdielung) - sondern das Objekt mit benachbartem
Privatrestaurant vielfältig auch anderweitig kulturell nutzen. So wird am
kommenden 6. Dezember der Nikolaus an 300 Kinderherzen beglücken. Vielleicht
darf daher auch die verschobene, aber nicht aufgehobene, 4. Kulturtagung
im Jahr 2015 (wenn, dann voraussichtlich im Oktober) an diesem
geschichtsträchtigen Ort stattfinden. An dieser Stelle möchten D. Smolla und Dr. H.-D. Langer der Frau Dorota
Pawnuk zur Wiederwahl als Bürgermeisterin der
Gemeinde Strzelin herzlich gratulieren. Das Votum ist
eindeutig, denn sie erzielte gleich im ersten Wahlgang 65 % der Stimmen. Das
stolze Ergebnis lässt hoffen, dass wir bald gemeinsam das Projekt Kulturpark
Hussinetz voran bringen, denn die Idee, ein Granit-Denkmal am beschriebenen
Standort zu errichten, stammt von Frau Pawnuk. Sie
äußerte diese im Jahr 2013 anlässlich der Ratifizierung der Städtepartnerschaft
mit dem Bürgermeister von Frankenberg/Sa., Herrn Thomas Firmenich.
Diese wiederum wurde angeregt durch die 3. Internationale Kulturtagung
Hussinetz/Strehlen, die im Jahr
Die jungen Menschen
interessierten sich aber auch sehr für die Partnergemeinde. Dazu gaben zum
Beispiel die zahlreichen Stelen auf dem „Pfad der Europäischen Geschichte“
(siehe www.europaeischer-geschichtsweg.eu)
Gelegenheit, die an das alte Stadtbild von Strehlen in Sichtverbindung mit dem
heutigen Bestand erinnern. Wir danken Frau Irena Woznicka aus Niederpodiebrad/Nieder-Mehltheuer (heute Gosciecice) für ihre diesbezüglich mühevolle Projektarbeit.
Hans-Dieter Langer, Niederwiesa im Freistaat Sachsen,
am 19. November 2014