In der Heimat der Großeltern (Fotos
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Schon
seit Juni 2009, anlässlich zum 70. Geburtstag meines Schwagers Hartmut, hieß
es: „Wir müssen mal gemeinsam nach Strehlen fahren!“. Mit „Wir“ sind neben
meiner Person die Geschwister Papesch (Hartmut, Ingrid und Kristina) sowie
Friedhelm Tscherny mit Ehefrau Susanne gemeint. Den Spruch „Wir müssen mal….“
kennt jedermann sicherlich nur allzu gut – jedoch wird er erfahrungsgemäß nur
selten umgesetzt. Diese Erfahrung besitzt auch unser Freund Friedhelm. Deswegen
machte er schon frühzeitig „Nägel mit Köpfen“ und legte mit uns gemeinsam den
13. Juli bis zum 17. Juli 2010 als Reisetermin fest. Per EMAIL bestellte er die
Zimmer im Hotel Maria, was übrigens reibungslos und rasch funktionierte, und damit
war das Wichtigste geregelt.
In
meinen EMAIL – Kontakten mit unserem Heimatfreund Falk Pusch berichtete ich
Herrn Pusch von unserem Vorhaben, der spontan fragte, ob er sich unserer
Reisegruppe in Strehlen anschließen dürfe. Das wäre für ihn die Gelegenheit,
mit Zeitzeugen und Ortskundigen die ehemalige Heimat unserer Vorfahren besser
kennen zu lernen. Natürlich war nichts dagegen
einzuwenden und ich freute mich, Herrn Pusch wiedersehen zu dürfen.
Allerdings musste Herr Pusch als Inhaber der Pension „Zur alten Säge“ (www.pension-zur-alten-saege.de)
erst einmal klären, ob er sich überhaupt für diese Tage frei nehmen konnte,
denn sein Betrieb in Dorf Wehlen ist ein beliebter Anlaufspunkt für die Besucher
der Sächsischen Schweiz. Aber er konnte sich auf ein eingespieltes Team rund um
seiner Familie verlassen und bekam für den Zeitraum 13. bis 16. Juli grünes
Licht.
Am
Dienstag, dem 13. Juli, war es dann so weit. Um 6 Uhr in der Frühe starteten
wir unsere Reise von Herten aus. Als Reiseroute wählten wir die A44 (Dortmund /
Kassel) und schließlich die A4 Richtung Dresden / Görlitz. Mit Friedhelm und
Susanne Tscherny, die von Münster anreisten, wählten wir die erste Raststätte
auf der A44 als Treffpunkt, um von dort aus die Reise gemeinsam fortzusetzen.
An der besagten Raststätte gesellte sich Schwager Hartmut zu den Tschernys und
die gemeinsame Reise konnte beginnen. Bei schönstem Sonnenschein und staufreier
Fahrt mit einigen Pausen ging es zügig voran. Bei früheren Reisen wählten wir
oft ab Görlitz die Route über Hirschberg, die landschaftlich sehr schön und
empfehlenswert ist, aber nur über Landstraßen führt und daher sehr langwierig
ist. Diesmal blieben wir einfach auf der A4 und folgten der gut ausgebauten
Autobahn etwa 170km bis Breslau. Dann lagen nur noch gut 30km vor uns und wir
folgten der Landstraße von Breslau über Großburg nach Strehlen. Als wir die
Autobahn in Breslau verließen, schien noch die Sonne, aber wir erkannten in
Richtung Strehlen einen tiefdunklen Himmel. So erreichten wir Strehlen bei
starkem Regen und wir befürchteten, dass vielleicht auch an den Folgetagen das
Wetter schlecht sein könnte. Aber unsere Befürchtungen hatten sich Gott sei
Dank nicht bestätigt, denn uns sollte eine sonnenreiche Woche erwarten.
Am
späten Nachmittag erreichten wir das Hotel Maria. Wir erhielten Zimmer, die im
Neubau lagen. Uns erschienen diese Zimmer kleiner, als im Altbau, aber sie
waren modern eingerichtet. Neben einem Fernsehapparat, der nur 6 polnische
Programme zeigte, gab es auch eine Klimaanlage mit Fernbedienung, deren
Temperatur man leicht einstellen konnte und die das warme Zimmer schnell auf
angenehmere Temperaturen abkühlte. Scheinbar gab es auf den Zimmern auch
unsichtbare Mücken. Ich hatte zwar trotz genauster Untersuchung nie eine
gesehen, aber umgekehrt schienen die Mücken mich gesehen zu haben. Nachdem wir
das Gepäck einsortiert hatten, sollte es auf die Hotelterrasse gehen.
Mittlerweile war auch Herr Pusch eingetroffen, den wir an der Rezeption trafen.
Er wurde von dem Ehepaar Peter und Heidi Herzog begleitet. Da es noch nicht so
spät war, setzten wir uns gemeinsam auf die Terrasse und genossen die
wiedergekehrten Sonnenstrahlen, die den starken Regen schnell vergessen ließen.
In
der fröhlichen Runde erzählte ich recht stolz, dass ich hier in Strehlen bzw.
in Breslau eher Bekannte träfe als zu Hause in der eigenen Heimat. So waren wir
vor einigen Jahren in Breslau auf der Dominsel. Als ich den Dom betrat, rief
eine Stimme: „Hallo, Herr Dr. Fleger!“ Es war Herr Hoffmann aus Remscheid, den
ich vom Bundesheimattreffen in Herne her kannte. Dieses Phänomen, Bekannte in
Schlesien zu treffen, sollte auch an diesem Abend auftreten, denn einige von
uns beschlossen, noch einen Spaziergang in die Altstadt zu unternehmen. So
gingen wir den Marienberg hinab und schon unterhalb des sogenannten Pilzberges
trafen wir zwei Männer: „Hallo, Herr Dr. Fleger!“ Es waren Herr Bernd Burghardt aus Moers und sein Bruder. Mit
Herrn Burghardt stehe ich ebenfalls seit mehreren Jahren in EMAIL Kontakt und
lernte ihn bei einem Heimattreffen persönlich kennen. Da muss man 900km reisen,
um sich einmal persönlich wiederzutreffen…Die beiden Brüder erzählten uns, dass
sie am nächsten Morgen eine Führung in den Steinbruch mitmachen würden. Diese
hätte Frau Hanna Michalska (geb. Hulka) aus Eichwald organisiert. Da Hartmut
den Steinbruch noch nie gesehen hatte, schlug er vor, dass man sich der Führung
anschließen sollte. So rief Friedhelm noch am gleichen Tag die Hanna an, um
sich für die Führung anzumelden.
Am
Mittwoch nach dem Frühstück hieß es, dass wir die Brüder Burghardt und Hanna am
ehemaligen Landratsamt treffen würden. Da die Zeit etwas fortgeschritten war,
fuhren wir mit dem PKW dort hin und parkten diese hinter dem Landratsamt. Womit wir nicht gerechnet hatten: Es gab
im Ratssaal einen offiziellen Empfang beim Bürgermeister Matusiak.
Ebenfalls anwesend waren zwei junge Männer von der Presse, die diesen Empfang
protokollierten. Herr Matusiak gratulierte mir zum Vorsitz der BHG und
berichtete, dass die Stadt Strzelin (Strehlen) an einer Chronik arbeite und an
der Chronik der BHG interessiert sei. So erklärte er auch, warum sich der Bau des
Rathauses verzögert habe: Wie es im politischen Leben so üblich ist, hat eine
verantwortliche Person die Gelder für den Rathausbau zugesagt, der Nachfolger
dieser Person wollte jedoch nichts mehr davon wissen. Aber der Bürgermeister
zeigte sich zuversichtlich, dass wenigstens der Bau des Turmes in absehbarer
Zeit fortgesetzt werden kann. Ebenso bot er den Kauf der alten Brauerei für
einen Sloty an – allerdings mit der Auflage, dass innerhalb von 3 Jahren etwas
Adäquates dort aufgebaut werden müsse. Nach dem Empfang gab es ein Pressefoto,
das noch am gleichen Tag auf der ersten Seite der Stadthomepage (www.strzelin.pl)
veröffentlicht wurde. Herr Pusch überreichte dem
Bürgermeister Matusiak ein Buch über die Sächsische Schweiz als „Danke Schön“
für den freundlichen Empfang. Bürgermeister Matusiak ließ es sich nicht
nehmen, die Führung in den Steinbruch persönlich zu übernehmen. So überquerten
wir mit ihm gemeinsam die Frankensteiner Straße und folgten dem Weg zum
Steinbruch. Dort angekommen konnten wir
die gigantischen Ausmaße des Bruches aus nächster Nähe bestaunen. Erstmals
beobachteten wir, wie einige Steinarbeiter die großen schweren Granitsteine mit
Hilfe von Spaltmaschinen in kleine Pflastersteine verarbeiteten – eine Arbeit,
die nicht nur schwer sondern auch gefährlich und sicherlich auch
gesundheitsschädlich erschien. Wer wollte, durfte sich als Andenken einen
Granitstein mitnehmen. Nach dieser Führung verabschiedete sich der
Bürgermeister von uns. Ich bedankte mich bei ihm für den freundlichen und
herzlichen Empfang, den wir auch in all den Jahren zuvor von ihm kannten, sowie für die sehr interessante Führung zum
Steinbruch.
Nach
der Führung besuchten wir das neue Kulturzentrum, das sich nun gegenüber vom
Pietrulla Haus (Richtung Münsterberger Straße) befindet. Hier gab es
Informationsmaterial und eine Etage höher eine kleine Fotoausstellung über
Strehlen. Im Anschluss daran planten wir die Besichtigung des Wasserturmes.
Dieser wurde nämlich von der Stadt Strzelin/Strehlen restauriert und besitzt
nun eine beliebte Aussichtsplattform, von der man die Stadt und den Marienberg
gut überblicken kann. Aufgrund der etwas schlechteren Zufahrtswege ließen wir
jedoch von dem Vorhaben ab und besuchten stattdessen den böhmischen Friedhof,
der leider immer noch verwahrlost sein Dasein fristet. Hier gibt es nur noch
wenige Gräber, die man eindeutig zuordnen kann. Nach dem Besuch des Friedhofs
stand erst einmal eine Mittagspause an.
Während
der Mittagpause bestieg ich den Turm des Hotels Maria und machte erst einmal
zahlreiche Aufnahmen von der Umgebung, in der Hoffnung, dass diese Aufnahmen
vielleicht noch besser als die früheren werden. Von hier aus hat man einen hervorragenden Blick in Richtung
Striege, die Zuckerfabrik sticht dabei sofort ins Auge. Schwenkt man nach
rechts, so erkennt man die Häuser der Steinarbeiter, die an der Frankensteiner
Straße entlang stehen, das Gefängnis, die Granitsteinbrüche mit den großen
Kränen, im Hintergrund das Strehlener Gebirge mit dem Zobten, der an diesen
Tagen besonders klar zu erkennen war. Schwenkt man von der Zuckerfabrik nach
links, so überfliegt man das „Fette Dorf“, Teile von Friedrichstein /
Hussinetz, wobei in dieser Richtung die hohen Bäume des Marienberges die freie
Sicht teilweise einschränken. Auf der Gegenseite des Turmes kann man das Tor
zum böhmischen Friedhof erkennen, aber auch hier ist überwiegend nur die
Bewaldung des Marienberges zu betrachten.
Am
Nachmittag entschlossen wir uns, die Gruppe aufzuteilen. Während Hartmut,
Ingrid und Kristina den Besuch bei Frau Storlaska planten, ging ich mit Herrn
Pusch, Herrn und Frau Herzog zum Ring. Herr Herzog ist nämlich auch ein
gebürtiger Strehlener und wohnte für kurze Zeit in der Münsterberger Straße,
bis er schließlich schon mit 2 Jahren die Heimat verlassen musste. Anhand von
alten Fotos hoffte man, den Standpunkt des Elternhauses herauszubekommen.
Zunächst aber überquerten wir den Park unterhalb des Marienberges mitsamt der
Ohle. Hier zeigte ich Herrn Pusch das kleine Eintrittshäuschen zum damaligen
Freibad. Dann kamen wir über die Burgstraße zum Ring, die am alten Amtsgericht
und der heutigen Michaeliskirche vorbeiführt. Wir besuchten die Grünanlage der
Kirche und hier entdeckte ich ein neues Denkmal vom Papst Johannes Paul II, der
ein kleines Kind segnet. Im Gegensatz zu vielen anderen Denkmälern, wo man
Ähnlichkeiten mit dem Original suchen muss,
hatte man hier den Eindruck, dass der Papst wahrhaftig vor einem steht –
wirklich ein Meisterwerk. Nun gingen wir zielstrebig zur Münsterberger Straße.
Herr Pusch holte die alten Fotos hervor und versuchte, irgendeinen Fixpunkt zu
finden, an dem man sich orientieren könnte. Das erschien leider unmöglich. Ein
junger polnischer Mann bemerkte wohl die Bemühungen von Herrn Pusch und gab ihm
in internationaler Zeichensprache zu verstehen, dass er ihm folgen solle. Der
junge Mann führte ihn zur Kreuzung Münsterberger Straße / Zwingerstraße. Hier
war eine Vorrichtung angebracht, die wie ein überdachtes Kantholz aussah. Der
Clou an dieser Vorrichtung war, dass man durch ein Schaurohr blicken konnte und
zu unserer Überraschung hatten wir den Eindruck, als würde man in die Vergangenheit
blicken: Ein altes Foto zeigte das, was man früher von diesem Standpunkt aus
gesehen hat. Dabei bewirkte ein dreidimensionaler Effekt eine gewisse Echtheit
der Räumlichkeit. So konnte man einmal in Richtung Zwingerstraße (mit Postamt),
Richtung Ring mit Rathaus und die Gegenrichtung zur Münsterberger Straße in
insgesamt 3 Schaurohren bestaunen. Von hier aus gingen wir dann am Postamt
vorbei, bogen in die Breslauer Straße ab und betrachteten das Kaiser Wilhelm
Gymnasium. Vom katholischen Friedhof, der am Ende der Breslauer Straße liegt,
wählten wir den direkten Weg Richtung St. Gotthardkirche. Von dort aus ging es
dann über die Promenadenstraße am ehemaligen evangelischen Friedhof vorbei.
Diese Straße führt schließlich an der Roten Schule und an der Großen
Kirchstraße vorbei zur Brauereiruine. An der Ruine entdeckte Herr Pusch eine
kleine gemütliche Bierstube und lud uns hier zu einer Erfrischung ein. So
setzten wir uns draußen unter einem riesigen Sonnenschirm, und genossen das
herrliche Wetter. Gegen Abend trafen wir uns alle wieder im Hotel, wo man den
Tag in fröhlicher Runde abschloss.
Am
Donnerstag stand die Wanderung durch Friedrichstein / Hussinetz auf dem Plan.
Da wieder einmal ein recht heißer Tag zu erwarten war, wollten wir nicht zu
spät starten und so ging es wieder durch die Altstadt, an der böhmischen Kirche
und dem Pfarramt vorbei Richtung Skupin und Windmühlberg. Am Windmühlberg bogen
wir rechts ab auf den alten Schulweg Richtung Kriegerdenkmal. Hier passierten
wir eine alte, zerfallen Scheune, in deren Giebel das Kelchmuster noch bestens
erhalten ist. Auf der Außenwand waren immer noch Einschusslöcher aus dem
letzten Weltkrieg zu erkennen. Vom Kriegerdenkmal aus wanderten wir am Haus von
Emma Schwarz und der ehemaligen Landwirtschaft von Hermann und Frieda Papesch
vorbei zur Ziegenbergreihe. Friedhelm erzählte von seinen Erinnerungen aus
seiner Kindheit, erklärte, wer wo gewohnt hatte und wo er manchmal von wem
verprügelt wurde. Als ein kleiner polnischer Junge uns begegnete, begrüßte er
uns freundlich mit „Guten Tag“. Wie wir von ihm herausbekamen, besuchte er die
Grundschule in Strehlen und hatte bei unserer Freundin Irena Woznicka
Deutschunterricht. Am Ende der Ziegenbergreihe erreichten wir Friedhelms
Elternhaus und direkt benachbart das Elternhaus meines Onkels Helmut Knorrek.
Nur wenige Meter weiter befindet sich ebenfalls ein Steinbruch, in dem aktiv
abgebaut wird. Nun traten wir den Rückweg an, bogen jedoch sofort links ab und
wählten den Weg zur ehemaligen „Kauba – Reihe“. Hier trafen wir einen älteren
Mann, der Heuhaufen errichtete. Hartmut fühlte sich dadurch in seinem Element.
Da er sich wunderte, warum der alte Mann schon in den frühen Mittagsstunden das
Heu zusammenlegte, sprach er ihn kurzer Hand an und erfuhr, dass der Mann wohl
Regen erwartet habe. Am Ende der Kauba – Reihe erreichten wir die
Hauptverbindungsstraße von Strehlen nach Eichwald. Wir folgten dieser bergab
bis zum Standort des damaligen Podhaisky – Saales, bogen dort links ab und
wanderten durch das „Fette Dorf“ Richtung Marienberg. Am Ende des Dorfes sah
man die Zuckerfabrik aus nächster Nähe, sie erschien uns zum Greifen nahe.
Dabei hatte ich früher immer den Eindruck, als sei diese Fabrik so weit
entfernt. Von hier aus waren es nur noch wenige 100m bis zum Hotel, das wir
schließlich – auch aufgrund des heißen Wetters - recht müde erreichten.
Nach
einer kurzen Verschnaufpause nahm ich die Gelegenheit wahr, dem Pfad am
Marienberg entlang zu gehen. Ich kannte viele Fotomotive von Strehlen, die vom
Marienberg aus aufgenommen worden waren, aber ich hatte trotzdem keine
Vorstellung, von wo genau aus diese Fotos entstanden waren. Erstmals verfolgte
ich einen breiteren Pfad am Marienberg und gelangte an eine Stelle, wo man
einen freien Blick auf Strehlen hatte. Natürlich
fotografierte ich diese Perspektive und landete damit wohl einen Volltreffer.
Vor einiger Zeit ersteigerte ich nämlich über ebay ein koloriertes Farbfoto,
das die Michaeliskirche, das Rathaus, die Brauerei und Teile der Altstadt
zeigte. Auf meinen neuen Fotos konnte ich eindeutig Häuser zuordnen, die auf
dem alten Foto ebenfalls zu erkennen sind. Somit konnte ich den Standpunkt für
dieses alte Foto recht eindeutig festlegen.
Da
es uns schon am Vormittag zu heiß war, verzichteten wir bei der Wanderung durch
Friedrichstein auf die Besichtigung des Steinbruchs in Mittelmehltheuer. Aber
wir wollten dieses am Nachmittag per PKW nachholen. So fuhren wir diesmal mit
drei PKWs Richtung Niedermehltheuer. Von dort aus erreichten wir Mittelmehltheuer,
wo uns die zerfallene Jirmann – Schmiede ins Auge stach, die wiederum direkt
benachbart neben der gut erhaltenen Schule steht. Wir fuhren durch Zwölfhäuser
zur Försterei und machten dort kurz Halt. Dann ging es wieder zurück zum
Steinbruch. Wir ließen die Autos an der Straße stehen und gingen einen kurzen
Weg hoch und hörten schon von weitem, dass wohl Badebetrieb herrschte. So war
es auch. Neben einigen Kindern nutzten auch drei Bauarbeiter die Gelegenheit,
sich im kühlen Wasser zu erfrischen. So erzählten wir, dass die
Steinbrucharbeiter hier einst vom Wasser überrascht wurden und bei der Flucht
davor alles stehen und liegen lassen mussten, dass hier einmal ein Junge
ertrunken war und dass ein Ehemann hier einst seine Frau ermordete und bei der
Bergungsaktion fleißig mithalf. Dieser Steinbruch könnte sicher mehrere Bücher
mit hochinteressanten Geschichten füllen. Nach dem Besuch des Steinbruches
schauten wir noch in der ehemaligen Sonntagschule (Pultar - Saal) rein, ehe es
schließlich Richtung Eichwald ging, wo wir Hanna besuchten. Herr Pusch und das
Ehepaar Herzog fuhren jedoch weiter nach Danschwitz, dem Heimatort des Vaters
von Herrn Pusch. Wir tranken bei der Hanna gemütlich Kaffee und ließen uns von
ihr die Neuigkeiten aus dem Kreis berichten. Auf dem Rückweg durch
Friedrichstein schauten wir noch in Hartmuts, Ingrids und Kristinas Elternhaus
rein und wurden freundlich empfangen. Hier erzählte Hartmut, an was er sich als
Kind noch erinnern konnte. Gegen Abend trafen wir wieder alle im Hotel ein und
jeder berichtete, was er an diesem Tag alles erlebt hatte. Herr Pusch hatte
eigentlich geplant, am Folgetag abzureisen. Aber die letzten Tage hatten ihm
und seiner Begleitung so sehr gefallen, dass er gerne einen Tag anhängen
wollte. Dazu benötigte er aber wieder grünes Licht von seinem Betrieb, das er
auch prompt bekam.
Am
Freitag mussten wir uns wieder trennen, weil wieder Privatbesuche anstanden.
Herr Pusch und Ehepaar Herzog planten einen Ausflug zum Kloster Heinrichau. Friedhelm
und Susanne Tscherny wollten ebenfalls Privatbesuche tätigen und Hartmut,
Ingrid, und Kristina zog es nach Großburg und Jeline, dem Heimatort ihrer
Mutter Frieda Papesch (geb. Pauli). So fuhren wir nach Großburg und
besichtigten zunächst die Kirche. Hier wurde die Mutter getauft, konfirmiert
und sogar getraut. Die Kirche wurde – im Gegensatz zum Rest des Ortes - schön
restauriert, wobei die Arbeiten noch andauerten. In Jeline besuchten wir das ehemalige Elternhaus der
Mutter. Schon in früheren Jahren wurden die Geschwister Papesch hier freundlich
von der dort lebenden Familie empfangen. Auch dieses Mal: Man erkannte eine
echte Freude der Familie über das Wiedersehen – ein Empfang, wie man es nur bei
Freunden erlebt. Uns wurde alles gezeigt: Felder, Garten, Ställe, Landmaschinen
und das Haus. Im Wohnzimmer servierte man uns selbstgemachte Wurst, Brot und
eingelegte Gurken sowie erfrischende Getränke. Vater, Mutter, Sohn und Tochter
saßen alle mit uns beisammen und man spürte förmlich, dass sich alle vier über
unseren Besuch freuten. So entrann die Zeit und es war plötzlich Mittag. So
verabschiedeten wir uns und machten uns auf den Rückweg. Weil wir nahe an
Niedermehltheuer vorbeikamen, nutzten wir die Gelegenheit, die Werner Lotte
(Werner ist der Mädchenname) zu besuchen. Auch hier wurden wir sehr freundlich
empfangen. Auch ihre Tochter Irena Woznicka war zu Hause und so freuten wir uns
über das Wiedersehen. Wir erzählten ihr von dem kleinen Jungen, der uns in
Friedrichstein so freundlich grüßte. So wurden in gemütlicher Runde die
Neuigkeiten ausgetauscht. Nach der Verabschiedung fuhren wir zurück zum Hotel.
Am
Nachmittag blieb ich mit Herrn Pusch und seinen Begleitern im Hotel, während
Hartmut, Ingrid und Kristina die Schwarz Emma besuchten. Herr Pusch hatte einen
Teil seiner Sammlung mitgebracht, die er mir zeigte - Schriftstücke, Utensilien
und Fotos aus den früheren Jahren, die mit dem Kreis Strehlen zu tun haben. Ich
bestaunte vor allem die Sorgfalt und die Ordnung dieser Sammlung. Herr Pusch
hatte meinen Film „In der Heimat der Großeltern“ auf seinem Laptop gespeichert,
den wir dann gemeinsam anschauten. Das Besondere für Herrn Pusch und für das
Ehepaar Herzog war, dass sie nun die Aufnahmen erstmals selbst zuordnen
konnten, weil sie fast alle Motive in diesen Tagen besichtigt hatten. Und so
ging auch dieser Tag allzu schnell dem Ende entgegen. Am Abend feierten wir
gemeinsam die herrlichen Tage und die gute Stimmung.
Schon
im Vorfeld der Strehlenreise planten Kristina und ich, auf der Rückreise bei
Herrn Pusch Halt zu machen, um Hartmut die Pension Zur
alten Säge und vor allem die gute Küche zu zeigen. So schwärmten wir ihm
schon vor zwei Jahren von den Rouladen mit Klößen und Rotkohl vor. Während der
gemeinsamen Tage in Strehlen hatten wir Herrn Pusch über unsere Absicht
informiert, der prompt einen Tisch und 6 Portionen Rinderrouladen reservieren
ließ. So reiste Herr Pusch am Samstag schon etwas früher ab, um zu Hause noch
Vorbereitungen treffen zu können. Etwas später traten auch wir die Rückreise
an. So trafen wir nach etwa 300km am frühen Nachmittag in Dorf Wehlen ein. Herr
Pusch war schon wieder voll im Einsatz, denn es waren zahlreiche Gäste
anwesend. So konnten wir uns wieder einmal in einem gemütlichen Umfeld von dem
leckeren Essen überzeugen und die Tage Revue passieren lassen. Nach einer
kleinen Betriebsbesichtigung hieß es dann endgültig, Abschied zu nehmen. Die
Rückreise wurde glücklicher Weise ohne Zwischenfälle und ohne Stau fortgesetzt,
so dass wir gegen 22:30 Uhr zu Hause ankamen.
Dr. H.-W. Fleger