Ein Frühlingsfest voller
Überraschungen
Am
24. April 2010 fand in der Heimatstube zu Herne das lang ersehnte Frühlingsfest
statt. Das Heimatstubenteam (Frau Bärbel Gräsner,
Eva-Maria Soltys, Erika Hartmann und Evelore Schübbe) organisierten im Vorfeld ein Programm, um die
Gäste gut zu unterhalten. Man sammelte schöne Frühlingslieder und andere
schlesische Lieder, die gemeinsam von den Gästen gesungen werden sollten. Die
Heimatstube wurde prächtig geschmückt und wirkte wahrhaft frühlingshaft.
Natürlich gab es wieder Kaffee und reichlich leckeren, selbstgebackenen Kuchen.
Herr Hartmut Papesch besorgte die traditionelle Maibowle, die zur besseren
Stimmung beitrug. Eine ganz besondere Überraschung hatte ich parat. Bei meiner
Filmvorführung vor wenigen Wochen lernte ich Herrn Hans-Peter Schmidt kennen.
Der gelernte Opernsänger (Bariton) interessierte sich für die Familien Ochschim und Winkler (Wingral,
Strehlen / Hussinetz) und war über unsere Arbeit in der Bundesheimatgruppe sehr
angetan. So nahm er, gemeinsam mit seiner Gemahlin, eine Einladung zum
Frühlingsfest gerne an. Von meiner Schwägerin Ingrid Preußer erfuhr Herr
Schmidt, dass ich ebenfalls ein Musiker bin und u.a. auch Klavier spiele. So
rief er mich an und machte mir den Vorschlag, mit ihm gemeinsam ein Lied zum
Frühlingsfest vorzutragen. Ein passendes Stück sollte das von Paul Lincke
komponierte Lied „Es war einmal“ sein, dessen Refrain „Wenn auch die Jahre
enteilen…“ ein sehr bekanntes Thema darstellte. So recherchierte ich im
Internet nach dem Text und vor allem nach den Noten und musste feststellen,
dass der Refrain des Liedes das Motto eines jeden Heimattreffens treffend
beschreiben würde. Damit das gesamte Lied treffend war, schrieb ich kurzerhand
einen neuen Text und sendete diesen Herrn Schmidt zu. Ich war gespannt auf
seine Meinung. Schon einen Tag später rief er mich begeistert an, dass er den
neuen Text auf dem Frühlingsfest singen würde. Und das sollte meine
Überraschung für die Gäste sein. Ich hielt die Überraschung so geheim, dass
nicht einmal das Heimatstubenteam davon wusste. So bewahrte ich mir diese für
die meine Begrüßung der Gäste auf. Der Text der Begrüßung lautete:
Sehr geehrte Damen und
Herren, liebe Heimatfreunde, liebe Gäste!
Ich
begrüße Sie recht herzlich zum Frühlingsfest hier in der schön geschmückten
Heimatstube zu Herne. Wir möchten heute gemeinsam ein paar schöne Stunden
genießen und vor allem: den Frühling feiern. Wie sie sehen, wurde im Vorfeld
schon einiges vorbereitet. Hierfür möchte ich mich bei dem Heimatstubenteam,
unseren Vorstandsfrauen, herzlich bedanken. Mein besonderer Dank gilt den
Frauen, die uns den leckeren Kuchen gebacken haben. Vielen, vielen Dank. Ich
begrüße ebenfalls die immer wieder gern gesehenen Ehrengäste der Patenstadt
Herne: ein herzliches Willkommen.
Der
Frühling ist wirklich eine sehr schöne Jahreszeit. Die Natur lässt all ihre
Kraft in die Pflanzen fließen. Sie sprießen aus die Erde, alles wird grün und
saftig, die Bäume beginnen, herrlich zu blühen. Unzählige Tierarten werden
wieder munter – Tierarten, die wir mögen – wie z.B. die bunten Schmetterling
oder die Bienen – aber auch Tierarten, die wir nicht so mögen, weil sie uns
pieksen oder andere komische Dinge tun. Auch wir Menschen blühen mit den ersten
Sonnenstrahlen im Frühling auf, werden munterer und vor allem lebensfroher.
Der
Frühling symbolisiert für uns Menschen aber auch die Jugendzeit. Ein
Lebensabschnitt, in dem wir noch voller Kraft strotzten und zahlreiche Pläne
für die Zukunft schmiedeten. Ich denke, dass die meisten von Ihnen sicherlich
sehr schöne Erinnerungen mit Ihrer Jugendzeit verknüpfen, aber aufgrund des
Krieges leider auch grausame. Deswegen ist es nicht verwunderlich, wenn Sie
solche Treffen wie dieses hier oder andere Feste dazu nutzen, anderen Ihre
Erinnerungen mitzuteilen. Dabei fließen sicherlich auch mal ein paar Tränen der
Wehmut. Apropos Tränen: Als kleiner Junge war es für mich immer wieder seltsam,
wenn auf Festen beim Singen schöner alter Volkslieder oder beim Erzählen von
schönen Geschichten aus der Jugendzeit oft die Tränen flossen. Es hatte aber
den Anschein für mich, dass je mehr Tränen geflossen waren, desto schöner die
Gäste das Fest fanden. Als Erwachsene wissen wir, dass Traurigkeit und Freude,
obwohl sie Gegensätze darstellen, stets zusammengehören. Wie sollte man das
Schöne und Gute zu würdigen wissen, wenn man das Schlechte nie erlebt hat?
Was
wir aber besonders schlimm finden ist, dass die Zeit wie im Fluge verstreicht.
Wie schnell vergeht doch ein Jahr? Uns kommt es so vor, als sei die Jugendzeit
gerade erst gewesen. Es gibt ein sehr schönes Lied aus der Feder des Komponisten
Paul Lincke, das genau das wiedergibt, was ich Ihnen hier erzähle: „Es war
einmal“. Im Refrain heißt es: „Wenn auch
die Jahre enteilen, bleibt die Erinnerung noch, selige Träume verweilen ewig im
Herzen dir doch“. In diesem Zusammenhang habe ich auch schon die erste
Überraschung für Sie: Ich freue mich, heute als Gast Herrn Hans-Peter Schmidt
begrüßen zu dürfen. Herr Schmidt war es, der mich auf dieses Lied aufmerksam
machte. Er war nämlich als Opernsänger tätig und bot mir an, Ihnen dieses Lied mit
mir gemeinsam zu diesem Frühlingsfest vorzutragen. Bei meiner Recherche wurde
mir bewusst, dass der Text „Wenn auch die Jahre enteilen…“ einfach nur passend
ist. Ich habe den Text jedoch so umgedichtet, dass es Ihre persönlichen
Erinnerungen und Ihr persönliches Schicksal widerspiegelt. Herr Schmidt wird
uns das Ergebnis nun vortragen. Ich wünsche Ihnen eine gute Unterhaltung und im
Anschluss daran ein schönes, gemütliches Frühlingsfest. (Ende Ansprache)
Während
meiner Ansprache bemerkte ich, dass die meisten Gäste diese Zeilen „Wenn auch
die Jahre enteilen….“ sehr gut kannten und dem Inhalt zustimmten. So lauschten
die Gäste den Klängen der Paul Lincke Operette und vor allem der Stimme des
Herrn Schmidt. Der Text lautete wie folgt:
„Es war einmal“ – Komponist
Paul Lincke, geänderter Text: Dr. H.-W. Fleger
Wir denken gern an früher,
wie es derheeme mal war,
doch die Gedanken enden, wie
oft „Es war einmal“?
Als Kinder spielten alle im
schönsten Sonnenschein,
das Glück wollte nicht enden,
wie konnt es schöner sein?
Die Wiesen grün und saftig,
die Blüten duften fein.
Zuhaus die Tippla standen, auf
Mutters Herdelein.
Refrain
Wenn auch die Jahre enteilen,
bleibt die Erinnerung noch,
selige Träume verweilen ewig
im Herzen Dir doch.
Ist auch die Heimat verloren,
uns bleibt sie ein Ideal,
denke die Märchen beginnen
alle „Es war einmal“.
Vom Berge auf und nunder, was ham mer rimmgetullt,
wir kaschelten
ganz munter, bis Mutter uns heemgehult.
Die Äppel
von dem Nupper, die schmeckten uns so gut,
Da gingen uns die Muppa, wir hatten frohen Mut.
Und in den Summerwuchen, da schwammen wir im Bruch,
sind unterm Zaun gekruchen, das konnten wir da nuch.
Refrain
Wenn auch die Jahre enteilen…
Wir denken gern an früher,
wie es derheeme mal war,
doch die Gedanken enden, wie
oft „Es war einmal“?
Wir dachten, unser Glück
hier, hält für die Ewigkeit,
doch schneller als erwartet,
kam eine schlechte Zeit.
Die Heimat schnell verlassen,
das Habe all verlorn,
wir konnten es nicht fassen,
wir fingen an von vorn.
Refrain
Wenn auch die Jahre enteilen…
Herr
Schmidt sang mit seiner schönen und kräftigen Baritonstimme und zog die Gäste
in seinem Bann. Der kräftige Applaus zeigte, dass diese Überraschung gelungen
war. Nach dem Kaffeetrinken wurden noch gemeinsame Lieder gesungen. Am späteren
Nachmittag gab der Opernsänger Schmidt noch einige Kostproben. So durfte ich
ihn bei mehreren Liedern wie z.B. das Lied vom Soldaten am Wolgastrand oder O
Sole Mio musikalisch begleiten, was etwas Besonderes
für mich bedeutete. Herr Schmidt animierte die Gäste zum Mitsingen und so
entwickelte sich eine außergewöhnlich gute und fröhliche Stimmung. Auch Herr
Schmidt hatte seine Freude am Fest und sagte: „Zum Weihnachtsfest komme ich
wieder!“. Wir freuen uns darauf.
Dr. H.-W. Fleger