32. Bundesheimattreffen sehr gut angenommen
Und wieder ist ein
Bundesheimattreffen vorüber. Dieses Mal sollte es nur ein kleines Treffen sein
und so verzichtete man auf einige kostspielige Dinge. Mit großer Skepsis
schaute der Vorstand der BHG diesem Ereignis entgegen, denn man befürchtete
einen weiteren Einbruch der Besucherzahlen. Aber sowohl der Samstag in der voll
gefüllten Heimatstube als auch der Sonntag im Raum Crange
des Kulturzentrums war dann doch zufrieden stellend. besonders angenehm angetan
waren die Besucher von dem herzlichen Kontakt untereinander und so fühlte sich
jeder so richtig wohl. Obwohl der Vorstand dieses Mal auf Eintrittspreise und
andere Kostenerstattungen verzichtete, wurden Spenden eingesammelt, so dass
wohl die angefallenen Kosten gedeckt waren. Nähere Einzelheiten werden noch
folgen.
Festrede von Dr. H.-W. Fleger
anlässlich der Feierstunde:
Sehr geehrte Damen und
Herren, liebe Heimatfreunde,
wie
Sie unschwer erkennen, stehe ich schon wieder vor Ihnen und möchte Sie nach
meiner Begrüßung auch noch mit einer Festrede beglücken. Ehrlich gesagt: Als
mich meine Vorstandskollegen fragten, ob ich nicht die Festrede zu dieser
Feierstunde halten könnte, hatte ich zunächst nur zögerlich zugestimmt. Denn
soweit ich mich erinnern kann, stellte die Feierstunde stets den Höhepunkt
eines Bundesheimattreffens dar. Soweit ich mich erinnern kann, hielten stets
namhafte Persönlichkeiten die Festrede: Sei es eine Bürgermeisterin i.R., ein
Oberbürgermeister, eine Bundestagsabgeordnete oder gar eine Europaabgeordnete.
Und nun stehe ich da und frage mich, wie ich mich in dieser Persönlichkeitsliste
einordnen soll??? Da habe ich mir gedacht, da ich der einzige Sauerländer im
Vorstand der Bundesheimatgruppe bin, könnte ich mich ja als schlesischer Sauerlandabgeordneter
bezeichnen und würde so meinen Worten - nicht nur körperlich - mehr Gewicht
beisteuern.
Aber
Spaß beiseite: Die größere Frage, die mich beschäftigte, war: „Über was soll
ich eine Festrede halten?“ Über die Problematik des Besucherrückgangs bei den
Heimattreffen, der sicherlich leider auch naturbedingt ist, sollte man
diskutieren. Aber zu einer Feierstunde wäre mir persönlich diese Thematik zu
traurig. Das soll aber auch nicht heißen, dass wir dieses Thema unter den
Teppich kehren möchten. Eine Festrede sollte viel mehr feierlicher sein. Und so
stellt sich zwangsläufig die Frage: „Was feiern wir denn bei unseren
Heimattreffen?“ Die Tatsache, dass zahlreiche Bewohner der Stadt und des
Kreises Strehlen vor fast genau 66 Jahren ihre Heimat verlassen mussten? Das ist
sicherlich kein Grund zu feiern. Dass viele Leidgenossen durch Flucht und Vertreibung
ihr Leben lassen mussten? Das ist auch kein Grund zu feiern. Dass man viele liebe
Mitmenschen aufgrund der Kriegsfolgen aus den Augen verloren hat? Nein, auch
das ist kein Grund zu feiern.
Aber
wenn man die Geschichte dieser weltkriegsbedingten Tragödie weiterverfolgt, so erkennt
man, dass trotz dieser Schicksalsschläge die von Leid verfolgten Bewohner des
Kreises Strehlen nicht von Gott verlassen wurden. Gottes Wege sind wirklich nur
schwer nachzuvollziehen, aber die
Nachkriegsgeschichte der Flüchtlinge und Vertriebenen zeigt, dass er ihnen doch
zur Seite stand: Wie sagt man immer wieder: „Glück im Unglück haben!“. Man kann
sagen – und es soll hier keine leere Floskel darstellen – dass viele von Ihnen
durch Gottes Fügung in eine Stadt kamen, die Sie nicht Ihrem Schicksal
überließ, sondern Sie wie Patenkinder aufnahm, bemutterte und Sie als völlig
gleichberechtigte Mitbürger integrierte und akzeptierte. Und diese Stadt kennen
wir natürlich alle: Es ist unsere Patenstadt Herne! Ich wiederhole es immer
wieder gerne: Es handelt sich um eine wirklich wahre Patenschaft bis hin zur
heutigen Zeit. Diese Tatsache, eine solche vorbildliche Patenstadt gefunden zu
haben, ist es immer wieder wert, gefeiert zu werden.
Wiederum
Glück in Unglück war es, dass sich mit Herrn Otto Weber und Herrn Kurt Maschke zwei beherzte Heimatfreunde nicht so einfach damit
abfinden wollten, viele Freunde und Bekannte aus der geliebten Heimat für immer
und ewig aus den Augen verloren zu haben. Sie fanden mit Herrn Helmut Worbs, Herrn Max Drutschmann,
Herrn Fritz Ferdinand, Eheleute Walter und Charlotte Gräsner
und Frau Ilse Weber Mitstreiter der guten Sache: Nämlich der
Wiederzusammenführung der in der ganzen Welt verstreuten Mitbewohner des
Kreises Strehlen. Sie gründeten unsere Bundesheimatgruppe und organisierten die
ersten großen Bundesheimattreffen in Herne. Die Tatsache, dass wir aufgrund
dieser Pionierarbeit dieser entschlossenen Heimatfreunde uns regelmäßig wiedersehen können, ist es wert, immer wieder gefeiert zu
werden.
Auch
trotz der traurigen Tatsache,
dass uns jährlich immer wieder nahe stehende Menschen, liebe Freunde und
Bekannte für immer verlassen, finden wir einen Anlass, zu feiern. Natürlich
feiern wir nicht, dass uns diese lieben Menschen verlassen haben, sondern viel
mehr die Tatsache, dass wir sie kennenlernen und erleben
durften. Nicht umsonst gibt es generell zu allen festlichen Anlässen zur
Feierstunde eine Totenehrung. Wir brauchen uns nicht zu schämen, ausgelassen zu
feiern, wenn wir dabei unsere verstorbenen Angehörigen, Freunde und Bekannte nicht
vergessen sondern stattdessen in ehrender Erinnerung behalten. Nicht selten
nutzen wir diese Heimattreffen auch dazu, Erinnerungen an diese Menschen
auszutauschen. Dadurch leben sie in unseren Gedanken weiter. Wir sollten auch
die Tatsache feiern, dass wir selbst noch die Möglichkeit haben, überhaupt an
diesen Treffen teilzunehmen. Wir alle wissen es nur allzu gut, dass wir dieses
nicht als Selbstverständlichkeit ansehen dürfen! Auch junge Menschen werden
immer wieder von schweren Krankheiten heimgesucht! So hoffen wir, dass Gott uns
alle weiterhin begleitet und uns vor schweren Schicksalsschlägen bewahrt.
Liebe
Heimatfreunde,
lassen
Sie uns gemeinsam feiern!
Wir
feiern, dass wir mit der Stadt Herne eine neue Heimat finden konnten. Eine
Patenstadt, die uns in der Not warmherzig aufgenommen und uns bis zur heutigen
Zeit in jeder Hinsicht unterstützt hat.
Wir
feiern die Gründer der Bundesheimatgruppe, die dafür sorgten, dass wir uns
regelmäßig treffen können und ebenso feiern wir, dass sich immer wieder
Menschen finden, die sich dieser guten Aufgabe widmen.
Wir
feiern aber auch die Tatsache, dass wir das Privileg haben, zu leben und die
nötige Gesundheit besitzen, überhaupt an dieser Feier teilnehmen zu dürfen.
So
wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen, dass Sie gesund bleiben, so dass wir uns
auch in den kommenden Jahren bei diesen Treffen begrüßen dürfen und gemeinsam
feiern dürfen. Ebenso wünsche ich Ihnen ein harmonisches und unterhaltsames
Treffen.